Autor: DI Stefan Tschiggerl
In kleinen Gärten hat man oft nicht den Platz für einen großkronigen Streuobstbaum. Neben Buschbäumen auf schwach- bis mittelstarkwüchsigen Unterlagen können verschiedenste Formen der Spalierobsterziehung eine interessante Möglichkeit bieten. Aber auch auf jungen Streuobstwiesen können zwischengepflanzte Obstbäume auf schwächerwüchsigen Unterlagen einen vorzeitigen Ertrag bringen.
Spindelbäume
Ein Spindelbaum wird ähnlich wie ein Christbaum erzogen: oben schmal, unten breiter. Er zeichnet sich durch eine durchgehende Stammverlängerung und waagrecht oder nur leicht steigende Fruchtäste aus. Er hat also keine Leitäste, zu dicke Äste werden laufend durch starken Rückschnitt oder Stummelschnitt zurückgenommen und erneuert. Spindelbäume werden in der Regel auf schwachwüchsigen Unterlagen, max. mittelstarken Unterlagen veredelt. Beim Apfel kommt dafür die Unterlage M9, B9, G11 oder etwas stärker z.B. M26 in Frage, bei der Birne Quitte A. Als Pflanzabstand ist bei Apfel und Birne 1m zu empfehlen. Im Erwerbsobstbau ist die Spindel Standard. Die Bäume kommen als Knipbäume aus der Baumschule, d.h. sie werden durch eine Hormonbehandlung ge-staucht, damit sie möglichst viele vorzeitige Verzweigungen aufweisen.
Säulenbäume
Säulenobst liegt im Trend. Genaugenommen gibt es den kompakten säulenförmigen Wuchs aber nur beim Apfel.
Aber Achtung: Säulenapfelbäume sind eigene Sorten, die auf eine Mutation der Sorte McIntosh zurückgehen (z.B. „CATS“-Serie). Altbekannte Sorten wie Kronprinz Rudolf oder Gala sind keine Säulenäpfelbäume, auch wenn sie manchmal als solches verkauft werden! Dann sind diese Sorten in der Regel auf schwachen Unterlagen veredelt (z.B. M9) und können als Spindelbäume erzogen werden. Säulenapfelbäume werden in der Regel auf mittelstarken Unterlagen, beim Apfel z.B. M7 oder MM111, veredelt, da sie auf schwachwüchsigen Unterlagen kaum Zutrieb machen und verkümmern würden. Der Wuchs von Säulenapfelsorten ist charakeristisch gedrungen, kompakt.
Neuzutriebe wachsen bald eng und steil nach oben (wie eine Säulenpappel). Säulenapfelbäume können durchaus mit bis zu 0,5m Abstand gepflanzt werden.
Die Apfelhecke
Als Ersatz für Thujen- und Kirschlorbeerhecken wurde von OSOGO (Obstsortengarten Ohlsdorf) ein interessanter,
essbarer Ersatz geschaffen: die Apfelhecke. Obstbäume auf schwachen Unterlagen (M9) werden als Knipbäume ausgegeben und alle 40cm gepflanzt. Die Bäume werden mit der Heckenschere wie eine Hecke geschnitten, Fachkenntnis im Obstbaumschnitt entfällt!
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