Autor: Dr. Andreas Bohner

Für das Vorkommen von bestimmten Pflanzenarten in einem Lebensraum sind Standort (insbesondere Klima und
Boden), andere Pflanzenarten (Konkurrenten), Tiere (Fressfeinde) sowie Bewirtschaftungs- oder Pflegemaßnahmen entscheidend. Die einzelnen Pflanzenarten stellen unterschiedliche Ansprüche an den Lebensraum und sie besitzen eine von Standort und Bewirtschaftung/Pflege abhängige Wettbewerbsfähigkeit (Konkurrenzkraft). Auch ohne genaue Artkenntnis kann man aufgrund der Wuchsform von Pflanzen und Breite ihrer Laubblätter einiges über den Standort und die Bewirtschaftung/Pflege erfahren. Als Faustregel gilt: Je mehr Gräser mit schmalen (borstenförmigen) Grundblättern (z. B. Rot-Schwingel) in einem Lebensraum vorkommen, umso nährstoffärmer ist der Standort. Gräser mit breiten Laubblättern (z. B. Gewöhnliche Quecke) hingegen
wachsen bevorzugt auf nährstoffreichen Böden. Sehr schnitt oder trittresistente Arten sind in der Regel niederwüchsig (z. B. Gänseblümchen) und sie weisen einen hohen Lichtbedarf auf. Sie besitzen unterirdische
Ausläufer (z. B. Wiesen-Rispengras), oberirdische Kriechtriebe (z. B. Kriech-Hahnenfuß) oder eine grundständige Blattrosette mit blattlosem Blütenstiel (z. B. Breit-Wegerich). Pflanzen mit oberirdischen Kriechtrieben sind
außerdem sehr gut befähigt, Vegetationslücken (offene Bodenstellen) rasch zu besiedeln
(z. B. Echt-Gundelrebe, Schein￾erdbeere, Faden-Ehrenpreis, Weiß-Klee).

Kriech-Hahnenfuß. Foto: A. Bohner

Auch einjährige Pflanzen (Therophyten) wie Acker-Schmalwand, Gewöhnliche Vogelmiere, Gewöhnliches Hirtentäschel, Feld-Ehrenpreis, Ruderal-Schaumkraut und Weiche Trespe profitieren von Lü-
cken in der Grasnarbe. Sie gelten auf Rasenflächen als „Störzeiger“. Einige Pflanzenarten können aus Konkurrenz-gründen nur in sehr spezifischen Lebensräumen (z. B. Magerrasen, Tritt –
rasen) wachsen. Sie können deshalb als Zeigerpflanzen genutzt werden. Sie liefern wertvolle Hinweise über die Beschaffenheit des Bodens (Nährstoff-zeiger, Magerkeitszeiger, Boden-verdichtungszeiger) und sie geben Auskunft über Bewirtschaftungs- oder Pflegefehler (Vielschnittzeiger, Trittzeiger,
Störzeiger). Einige Zeigerpflanzen kennzeichnen mehrere Bodeneigen-schaften. Der Kriech Hahnenfuß beispielsweise zeigt einen verdichteten und somit häufig staunassen Boden an.
Der Wimper-Kälberkropf kennzeichnet nährstoffreiche, gut mit Wasser versorgte (frische und feuchte) Böden.  

 

 

Moose zeigen eine geringe Stickstoffverfügbarkeit im Boden (Stickstoffmangel) an.

Je stickstoffärmer ….

 

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