Der Regenwurm ist ein besonderer Nützling, das haben wir schon in der Schule gelernt. Aber warum er das ist und was er im Boden treibt, ist unbekannt geblieben. Weil das aber für die Natur und deshalb auch für unseren Garten so wichtig ist, muss man dem Wurm ein paar Zeilen widmen, das hat er verdient.

Die Herkunft der Bezeichnung „Regenwurm“ ist umstritten. Einer Ansicht zufolge soll er auf den althochdeutschen Begriff „Regnwurm“ zurückgehen, der sich auf das Verhalten der Würmer beziehe, bei starken Regenfällen die unterirdischen Wohnröhren rasch zu verlassen, um auf der Erdoberfläche dem Wasseranstieg im Oberboden zu entkommen. Nach anderer Ansicht rührt der deutsche Name von ihrer steten unterirdischen Aktivität her; noch im 16. Jahrhundert soll es die Bezeichnung „reger Wurm“ gegeben haben. Treffender, weil auf den eigentlichen Aufenthaltsort des Wurms bezogen, ist die englische Bezeichnung „earthworm“ und der französische Begriff „ver de terre“.

Dank der Gänge des Regenwurmes kann Wasser besser abfließen

Wenn es nicht zur Bodenlockerung notwendig wäre, im Garten umzustechen, dann nur deswegen, weil das der Regenwurm erledigt. In einem biologisch bearbeiteten Boden können auf einem Quadratmeter Bodenfläche bis zu 400 Regenwärmer leben. Sie setzen pro Jahr und Hektar etwa fünf Tonnen Erdreich in Form von Regenwurmkot um. Dieser

Regenwurmkot ist für Pflanzen die idealste Form des Bodens, weil die Nährstoffe gut verfügbar sind und sich in stabiler Form über längere Zeit halten. Die Kotkrümel enthalten bis zu sieben Mal mehr Stickstoff als normale Erde. Die Gänge des Regenwurmes können in Extremfällen bis acht Meter in die Tiefe gehen. Das bedeutet für den Boden eine bessere Wasserführung – das Oberflächenwasser wird in den Unterboden abgeleitet und dort gespeichert. Dadurch können Pflanzen längere Trockenperioden besser überdauern. Land- wirtschaftliche Flächen mit einem hohen Regenwurmbestand können wesentlich mehr Wasser aufnehmen und die Gefahr von Hochwasser nach einem Starkregen ist deutlich geringer.

Der Regenwurm ist daher für die Qualität unserer Böden in hohem Maß verantwortlich. Darum sollten wir den Wurmbestand unbedingt fördern. Bringen Sie im Frühling und im Herbst regelmäßig organisches Mulchmaterial aus. Besonders geeignet sind wenig verrotteter Kompost, Laub und Grünabfälle aus Küche und Garten. Ich empfehle, nichts in den Boden zu geben, was der Regenwurm nicht fressen kann. Finden sie hingegen organische Nahrung, bleiben diese Nützlinge im Garten und unterstützen uns dabei, Blumen, Obst und Gemüse gedeihen zu lassen. Wenn Sie den Boden nur mit Mineraldüngern behandeln, mindern Sie damit den Wurmbestand beträchtlich.

Das wäre nicht gut, denn der Regenwurm ist auch eine wichtige Nahrungsquelle für andere Gartennützlinge. Die Spitzmaus, der Igel und der Maulwurf haben ihn zum Fressen gern.

Körperbau des Regenwurms

Der Körper des Regenwurms besteht aus zahlreichen zylindrischen Gliedern (Segmenten). Die Anzahl der Segmente nimmt mit dem Alter des Wurms zu. Eine spezielle Wachstumszone in der Nähe des Hinterendes produziert neue Glieder. Ausgewachsene Exemplare erreichen um die 160 Segmente. Augen fehlen zwar, doch ist der Regenwurm vor allem am Vorder- und Hinterende lichtempfindlich. In der Epidermis finden sich einzelne Sehzellen. Somit ist der Regenwurm zumindest in der Lage, hell und dunkel zu unterscheiden. Der Regenwurm reagiert auch auf Erschütterungen des Bodens.

Fortbewegung und Graben

Foto: Stephan Waska

Mit Hilfe seiner Ring- und Längsmuskulatur ist der Regenwurm in der Lage, sich sowohl vorwärts als auch rückwärts kriechend zu bewegen. Berührungs- und Lichtreize können Regenwürmer auch zu sehr raschen Muskelkontraktionen im Sinne einer Fluchtreaktion veranlassen. Beim Eindringen in den Oberboden sowie beim Bau neuer unterirdischer Wohnröhren wird das verdünnte Vorderende als Bohrinstrument benutzt. Zum Überwinden des Bodenwiderstandes dient der stabile hydrostatische Druck der Leibeshöhlenflüssigkeit.

Verdauungsorgane

Eine Art Oberlippe, auch Kopflappen (Prostomium) genannt, überwölbt am Kopfende den Mund. Die Mundöffnung führt in den Darm, der den Regenwurm von vorne bis hinten vollständig durchzieht. Hier wird (ähnlich wie bei Hühnern) die pflanzliche Nahrung durch mitaufgenommene kleine Sandkörner gleichmäßig zerrieben. Am Hinterende des Wurms befindet sich der After. Mit Hilfe kalziumhaltiger Abscheidungen neutralisieren die Würmer alle aufgenommenen säurehaltigen Bodeninhaltsstoffe und sorgen so auf natürliche Weise für eine Bodenverbesserung.

Ernährung

Die nachtaktiven Regenwürmer sind überwiegend Substrat- und Pflanzenfresser, das heißt, sie füllen ihren Darm mit humusreicher Erde und vermodertem Pflanzenmaterial. Sie ziehen nachts beispielsweise Keimlinge und Blätter in die Erde, um sie dort verrotten zu lassen und später als Nahrung zu verwerten. Um die Blätter festzuhalten, können Regenwürmer ihr Vorderende knopfartig aufblähen, sodass ihr Mund wie von einer Saugscheibe umgeben ist. Diese wird an das Blatt oder den Blattstiel gepresst, und mit Hilfe des muskulösen Rachens saugt sich der Wurm so sehr fest, dass er in der Lage ist, das angesaugte Blatt rückwärts kriechend in seine Wohnröhre zu ziehen. Sekrete aus den Rachendrüsen fördern den Zersetzungsprozess. Die aufgenommene Nahrung wird anschließend mit Hilfe des Muskelmagens zerrieben und im Mitteldarm verdaut.

Ständig fressen sich die Regenwürmer kreuz und quer durch die Bodenschichten ihres Lebensbereiches. Die dabei aufgenommene Erde enthält Abbau-Bestandteile, Bakterien, Pilzsporen und zahlreiche Einzeller, die verdaut und als Nahrung genutzt werden können. Durch die Beschaffenheit der Erde, die der Regenwurm erzeugt, wenn er die mitgefressenen Bodenbestandteile wieder ausgeschieden hat, werden die für den Boden nützlichen Mikroorganismen gefördert und die bodenfeindlichen eingedämmt, z. T. sogar vernichtet.

Fortpflanzung

Regenwürmer besitzen als Zwitter sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsorgane. Die Geschlechtsreife, die mit ein bis zwei Jahren eintritt, zeigt sich durch die Ausbildung des sogenannten Gürtels (Clitellum), einer gelblichen sattelförmigen drüsenreichen Verdickung vom 27. bis 35. Segment. Regenwürmer befruchten sich wechselseitig. Die Eier werden (wie auch bei den Blutegeln) in Kokons abgelegt. 20-90 Kokons legt jeder Regenwurm ab. Aus diesen Kokons schlüpfen nach sieben bis zwölf Wochen die kleinen Würmer, die gleich nach dem Schlüpfen wie große Regenwürmer leben. Die Entwicklungsdauer der Jungwürmer kann je nach Art und Umgebungstemperatur sehr verschieden sein. So schlüpft der Kompostwurm (Eisenia fetida) in seiner relativ warmen Umgebung bereits nach 16 bis 20 Tagen, dagegen benötigt der Regenwurm (Lumbricus terrestris) bei einer mittleren Bodentemperatur von etwa 12° C bis zu 135 Tage.

Geschlechtsreifer Regenwurm  (kenntlich am verdickten Clitellum). Foto: Stephan Waska

Lebensraum

Die Regenwürmer lassen sich in drei Gruppen einteilen:

Epigäische (in der Streuschicht lebende) Arten wohnen knapp unterhalb der Bodenoberfläche im organisch angereicherten Horizont oberhalb des Mineralbodens. Sie leben vorwiegend von Tierausscheidungen und abgestorbenem Pflanzenmaterial. Aufgrund des notwendigen UV-Schutzes sind sie dunkel gefärbt.

Endogäische (im Oberboden lebende) Vertreter der Regenwürmer bewohnen den oberen Bereich des Mineralbodens. Sie sind durchscheinend bleich gefärbt, da sie selten an die Oberfläche kommen.

Anektische Formen sind vertikalgrabend und suchen auch tiefere Bodenschichten (2 m und mehr) auf. Diese Arten fördern die Durchmischung der Mineralerde mit dem Humus.

Obwohl überwiegend terrestrisch, gibt es auch einige aquatische Regenwürmer, die stehende und fließende Gewässer besiedeln. Die einzige in Europa häufige und verbreitete aquatische Regenwurmart ist Eiseniella tetraedra. Sie leben am Uferrand, unter Steinen im Wasser, in nasser Erde und unter Moosen.

Bedeutung für die Bodenverbesserung

Kotkrümelhäufchen eines Regenwurmes. Foto: Stephan Waska

Regenwürmer können in bestimmten Bereichen einen Anteil von bis zu 20 Prozent der Biomasse der gesamten Bodenfauna ausmachen, wobei die Wurmdichte bis zu 400 Individuen pro Quadratmeter erreichen kann. Sie nehmen eine zentrale Stellung beim Abbau organischer Substanzen ein. Bei ihren Wanderungen durch die Böden bilden Regenwürmer Röhren. In lockerem Bodensubstrat wie zum Beispiel feuchten Waldböden oder Komposterde haben die Tiere beim Durchdringen des Bodens keine Probleme. Mineralböden dagegen bieten je nach Körnung, Festigkeit und aktuellem Wassergehalt sehr unterschiedliche Widerstände. Die Regenwürmer bewirken dadurch eine ganz erhebliche Durchmischung der Bodenschichten, wobei der Untergrund mit Humusstoffen angereichert wird. Durch diese Tätigkeit „versinken“ Steine oder auch verlorene Münzen im Boden, weil die Ausscheidungen, die auf der Oberfläche abgelagert werden, aus tieferen Bodenschichten stammen.

Meist werden die gebohrten Röhren mit Schleim und Exkrementen der Würmer ringsherum ausgekleidet und somit für den raschen Auf- und Abstieg stabilisiert. Man nennt diese Verfestigung auch „Tapete“. Sie dient u. a. auch den Pflanzen als Dünger. Die lufthaltigen Gänge sorgen dafür, dass aerobe Bakterien mit genügend Sauerstoff versorgt werden und sich abgestorbene Pflanzenteile besser zersetzen. In den vertikal gebohrten Gängen können aber auch Pflanzenwurzeln schneller in die Tiefe wachsen. Ihren Kot setzen die Regenwürmer meist oberirdisch in Form von geringelten Kotbällchen am Mündungsende ihrer Gänge ab. Die stetigen Kotablagerungen führen dazu, dass der Oberboden fortwährend mit neugebildetem Mullhumus versorgt wird. 

Stabilität der Bodenstruktur

Die Regenwurmkotkrümel werden rasch von den Pflanzenwurzeln umschlossen und durchwachsen. Die große Zahl an Pilzhyphen und Wurzelhaaren, zusammen mit den von Bakterien abgesonderten Schleimstoffen, ergeben die sogenannte „Lebendverbauung“ der Krümel, was diesen eine hohe Stabilität verleiht.

Wurzelausbildung und Regenwurmgänge

Beeindruckend sind Beobachtungen von bis in 8 m Tiefe reichenden Regenwurmgängen. Von diesen wurden 92% von Pflanzenwurzeln als Wachstumskanäle verwendet, womit diese leicht in tiefere, wasserreichere Bodenschichten vordringen konnten. Die Bedeutung der Regenwurmgänge für das Wurzelwachstum scheint bis heute eher unterschätzt worden zu sein. In schweren Böden kann das Vorhandensein von Regenwurmgängen entscheidend für die Wurzelausbildung sein, weil dadurch indirekt die Wasser- und Nährstoffversorgung der Pflanzen beeinflusst ist.

Aufschluss und Verfügbarkeit von Nährstoffen

Typisch für Regenwürmer ist, dass sie bei der Nahrungsaufnahme zusammen mit den verrotteten organischen Bestandteilen auch größere Mengen Mineralerde in den Darm aufnehmen und der Wurmkot reich an pflanzenwichtigen Nährstoffen (Stickstoff, Phosphor, Kali, Kalzium, Magnesium usw.) ist.

Überschwemmungen, Flucht an die Oberfläche

Weshalb die Regenwürmer bei Regen ihre Wohnröhren verlassen, ist noch nicht vollständig geklärt. Oft wird angenommen, dass die Regenwürmer nicht an die Erdoberfläche kriechen, weil sie das feuchte Milieu der Niederschläge lieben, sondern weil sie bei Regen, insbesondere bei langanhaltenden Regenperioden, in ihren Gängen im Erdboden ersticken würden, da der im Wasser gelöste Sauerstoff nicht ausreicht, um den Wurm über die Hautatmung mit genügend Sauerstoff zu versorgen.

Eine Studie der Carleton Universität im kanadischen Ottawa legt hingegen nahe, dass Regenwürmer aus Angst vor Maulwürfen an die Oberfläche kriechen: In Amerika ist es üblich, dass Angler Regenwürmer mittels „worm grunting“ (Substratschall, erzeugt durch einen in den Boden getriebenen Stock und eine vibrierende Metallscheibe) aus dem Boden austreiben, das Geräusch ähnle dem Grabegeräusch der Maulwürfe, den wichtigsten Fressfeinden von Regenwürmern. Fallende Regentropfen sollen ähnliche Frequenzen erzeugen, was die Würmer eventuell mit grabenden Maulwürfen verwechseln.

Hitze und Kälte

Das Temperaturoptimum der meisten Regenwurmarten liegt bei 10 bis 14° C (Kompostwürmer: 20-25° C). Darüber hinaus brauchen sie feuchte Erde. Dadurch sind Regenwürmer im Sommer und Winter weniger bis gar nicht aktiv. Die Wintermonate (Dezember bis Februar) verbringen Regenwürmer in Mitteleuropa in 40 bis 80 cm Bodentiefe in einer Art Kältestarre. Häufig finden sich unter wärmespeichernden Bodenstrukturen wie Baumstümpfen, Steinen oder Komposthaufen ganze Kolonien zusammengerollter Würmer.

Biologischer Gartenbau

Erfahrungen haben aber auch gezeigt, dass sich übermäßige mineralische Düngung eher ungünstig auf die Regenwurmfauna auswirkt. Eine französische Bauernweisheit behauptet zu Recht: „Der liebe Gott weiß, wie man fruchtbare Erde macht, und er hat sein Geheimnis den Regenwürmern anvertraut“.

Für den biologischen Gartenbau sind Regenwürmer von zentraler Bedeutung. Regenwürmer gelten als wichtigste Erzeuger von Dauerhumus, einer stabilen Bodenstruktur, ideal für das Pflanzenwachstum und mit vielen für die Pflanzen verfügbaren Nährstoffen. Daher ist auch die Pflege des Bodens in Form von Abdecken oder oberflächliches Hacken gegen Austrocknung, Mulchen und Einbringen von Kompost eine Vergünstigung der Lebensbedingungen für das Bodenleben (Edaphon) und somit für die Regenwürmer. Der Komposthaufen im Garten stellt sozusagen die Verdauungstätigkeit des Regenwurms im großen Stil nach. Hier finden sich vor allem der Kompostwurm und der Rote Waldregenwurm sehr häufig ein, ebenso wie unter ausgebrachtem Mulchmaterial. Die Reife des Kompostes lässt sich dadurch feststellen, dass der Haufen zusammengesunken ist und die Regenwürmer diesen verlassen haben. Die Nährstoffanreicherung durch die Regenwürmer wird indirekt durch organische Düngung erzeugt. Da die Grabetätigkeit der Regenwürmer den Boden ausreichend lockert, ist im biologischen Garten bei richtiger Bodenpflege ein Umgraben im Gegensatz zur konventionellen Anbaumethoden fast  nicht mehr erforderlich.

Ein Kind hat ein Grab für einen Regenwurm gestaltet

Ein Kind hat ein Grab für einen Regenwurm gestaltet. Foto: Stephan Waska

Fressfeinde

Regenwürmer dienen zahlreichen Vogelarten als Nahrungsquelle. Meist sind es Stare, Drosseln und Krähen, die den Würmern gezielt nachstellen. Weitere natürliche Feinde sind Marder, Maulwürfe, Igel, Spitzmäuse, Erdkröten, Frösche, Feuersalamander, Hundertfüßer, Ameisen und Laufkäfer. Auch Füchse und Dachse ernähren sich gern von Regenwürmern. Maulwürfe beißen den Regenwürmern häufig ins Vorderende, um sie am Davonkriechen zu hindern. Die auf diese Art und Weise bewegungsunfähig gewordenen, aber noch lebensfähigen Würmer werden anschließend an einem sicheren Platz unter der Erde als Nahrungsvorrat deponiert, zum Beispiel für die Wintermonate.

Regenerationsvermögen und Selbstverstümmelung

Regenwürmer verfügen über ein beachtliches Regenerationsvermögen. So ist es den Tieren möglich, nach der Durchtrennung ihr Hinterende fast vollständig wieder auszubilden. Die Würmer sind auch in der Lage, in bestimmten Gefahrensituationen sich selbst zu verstümmeln, z. B. wenn sie ein Fressfeind gepackt hat. Hierbei schnürt der Wurm am Hinterende eine Reihe von Segmenten ab und überlässt sie dem Räuber, um sich mit dem restlichen Körper durch Flucht in Sicherheit zu bringen.

Das weit verbreitete Gerücht, dass zwei lebende Würmer entstehen würden, wenn man einen Wurm in der Mitte durchtrennt, trifft nicht zu. Gerade in der Körpermitte ist das Regenerationsvermögen des Regenwurms am geringsten. Jedes Körpersegment besitzt die genetische Anlage, nur den After und nicht den Kopf wieder auszubilden. Das Vorderende kann nur überleben, wenn die Teilung des Regenwurms hinter dem 40. Segment erfolgt. Das Hinterende ist in weitaus höherem Maße zur Regeneration fähig, wobei auch hier wieder das Regenerationsvermögen zur Körpermitte hin abnimmt. Das Regenerat hebt sich durch seine hellere Färbung von der benachbarten Körperpartie deutlich ab. Während der Regeneration fallen die Regenwürmer in eine Körperstarre. Dies machen sich, wie erwähnt, Maulwürfe zunutze, die sie in die vordersten Segmente beißen und die dann unbeweglichen Regenwürmer in Kammern als Vorrat lagern. Zwei Kilogramm Regenwürmer wurden schon in einer solchen Vorratskammer des Maulwurfs gefunden, also rund 1000 Würmer. Im Winter hat er so lebenden Nahrungsvorrat. Da unter einem Quadratmeter guter Erde aber rund 400 Regenwürmer leben, werden immer genügend Regenwürmer vorhanden sein, zumal die zwittrigen Würmer auch noch reichlich Nachwuchs produzieren.

Die Lebensdauer eines Regenwurmes beträgt etwa 2 Jahre, wenn er nicht vorher gefressen wird. Bis zu 30 cm Länge kann er dann erreicht haben.

Gefährdung und Schutz

Dichte und Häufigkeit von Regenwürmern hängen von Bodenfaktoren und Landbewirtschaftung ab. Aufgrund des Einflusses auf die Bodenstruktur und die Streuzersetzung wird in landwirtschaftlichen Böden meist eine hohe Regenwurmdichte angestrebt. Regenwürmer sind selten oder fehlen ganz in sandigen Böden mit niedrigem pH-Wert, außerdem hängt ihr Vorkommen von der Pflanzenstreu ab. Unter Nadelwald leben deshalb weniger Regenwürmer als unter Laubwald. Extrem vermindert wird ihre Dichte durch Pflügen, worunter besonders die großen Arten spezifisch leiden. Während organische Düngung, z. B. Kompostgaben, günstig sind, vermindert Ausbringen von Gülle ihre Siedlungsdichte. Auch von vielen Pflanzenschutzmitteln sind negative Auswirkungen nachgewiesen. Ungünstig sind insbesondere kupferhaltige Mittel.

Wurmzucht

Die meisten Regenwurmarten können relativ einfach in Gefangenschaft gehalten und entsprechend gut vermehrt werden. Auf diese Weise werden Regenwürmer vielerorts in sogenannten Wurmfarmen in großem Stil gezüchtet und kommerziell genutzt. Vielfache Verwendung finden die Würmer als Futtertiere im Zoofachhandel oder als Köder für den Angler. Zuchtansätze und Zubehör zur Wurmzucht können von darauf spezialisierten Unternehmen im Internet bestellt und auf dem Postweg zugeschickt werden. Seit einiger Zeit werden Wurmkulturen auch für die Bodenverbesserung und für die Kompostwirtschaft eingesetzt. Am besten eignen sich hierfür Arten, die bereits von Natur aus hohe Umsetzungs- und Reproduktionsraten aufweisen, z. B. der Kompostwurm Eisenia fetida.

Am Regenwurm lässt sich hervorragend verdeutlichen, dass in der Natur nichts verloren geht. Pflanzen sterben ab und Blätter fallen im Herbst von den Bäumen und werden zur Nahrung für den Regenwurm, der das anfallende Pflanzenmaterial zerkleinert und ihm die noch enthaltenen Nährstoffe entzieht. Das verdaute Pflanzenmaterial scheidet der Wurm als fein zermahlenes Kothäufchen wieder aus. Bodenbakterien besorgen den Rest und stellen die Mineralstoffe für wachsende Pflanzen erneut zur Verfügung. Außerdem durchmischt der Regenwurm bei seiner Arbeit auch noch den Boden, lockert und lüftet ihn. So können Regenwasser und Sauerstoff besser als zuvor zu den Pflanzenwurzeln gelangen. Nirgendwo lassen sich ökologische Kreislaufprozesse besser verdeutlichen und beobachten als beim Regenwurm.