Den meisten fällt zum Begriff „Biene“ zuallererst die Honigbiene ein. Wenige wissen aber, dass es weltweit über 20.000 Arten gibt, die der Familie der Apidae, zu Deutsch „Bienen“ angehören. Davon kommen in Österreich wahrscheinlich über 650 Arten vor. Zu dieser Gruppe gehört unsere Honigbiene ebenso, wie die Gruppe der sogenannten “Wildbienen”, zu denen man auch die Hummeln zählt. Allen diese Arten ist gemeinsam dass sie sich selbst und ihre Nachkommen ausschließlich von pflanzlichen Produkten wie Nektar und Pollen ernähren und die dafür notwendigen Transporteinrichtungen (z.B. Honigmagen, Körperbehaarung) besitzen.

 

Wildbiene auf Schafgarbe

Nest einer Mauerbiene mit hintereinanderliegenden Brutzellen, die durch Lehmwände abgeteilt sind © Michael Rubinigg

Die meisten Bienenarten leben solitär. Das bedeutet, dass die Weibchen den Bau der Nester, die Verproviantierung der Brutzellen mit Pollen und Nektar und die Eiablage ganz alleine, ohne Mithilfe von Artgenossinnen erledigen. In diesem Fall lebt die Mutter nur wenige Wochen und stirbt, noch bevor ihre Nachkommen geschlüpft sind. Letztere überdauern den Winter meist als Larve, seltener als Puppe oder als voll entwickeltes Insekt in den Brutzellen und schlüpfen – je nach Art – zwischen Ende Februar und August, um einen neuen Lebenszyklus zu beginnen. Nur bei wenigen Arten erscheinen die Nachkommen noch im selben Jahr und durchlaufen eine zweite Generation.

Anders als bei Faltenwespen und Ameisen gibt es nur wenige sozial lebende Bienenarten. Manche benutzen ein gemeinsames Nest oder zumindest einen gemeinsamen Nesteingang, übernehmen die Aufzucht der Nachkommen aber selbst. Bei anderen Arten benützen Geschwister ein gemeinsames Nest, arbeiten in der Brutpflege zusammen, legen ihre Eier aber selbst. In höher entwickelten Gemeinschaften kommt es zu einer Arbeitsteilung zwischen eierlegenden und pflegenden Geschwistern der gleichen Generation.

Nest eines Honigbienenvolkes in einem hohlen Baumstamm © Michael Rubinigg

Nur bei wenigen Bienenarten – manchen Schmal- und Furchenbienen, Hummeln und Honigbienen – ist die höchste Stufe des Sozialverhaltens verwirklicht: Artgenossinnen mehrerer Generationen arbeiten gemeinsam an der Aufzucht der Brut und der Erhaltung der Kolonie. Die Nachkommen stammen von einem einzigen oder einer kleinen Zahl von Weibchen ab, die sich in ihrem Aussehen von den übrigen Weibchen unterscheiden. Die Kolonien heimischer Arten bestehen meist nur eine Saison. Nur wenige – etwa die Honigbiene – überwintern und überdauern mehrere Jahre.

Bienen besiedeln gerne warme und trockene Lebensräume. Voraussetzung für das Vorkommen einer Wildbienenart ist neben den klimatischen Verhältnissen das Vorhandensein der bisweilen artspezifischen Nahrungspflanzen und einer für jede Art charakteristischen Nistgelegenheit. Manche Arten benötigen auch artspezifische Fremdmaterialien zum Nestbau. Bienenreiche Lebensräume sind beispielsweise extensiv genutzte Trockenrasen, breite Wald- und Heckensäume, Kahlschläge mit Naturverjüngung, Flussauen, Sand-, Kies- und Lehmgruben, brach liegende Flächen in Städten, Obstgärten mit extensiver Wiesennutzung, blütenreiche Wegränder und Naturgärten.

Trockenrasen mit Streuobst in der Oststeiermark – ein attraktiver Lebensraum für Wildbienen © Michael Rubinigg

Wer die Ansiedelung von Bienen fördern will, sollte einen reich strukturierten Lebensraum mit artenreicher Vegetation und einer möglichst geringen Belastung durch Insektizide schaffen. Eine Grundkenntnis unserer Wildbienen und ihrer oft sehr speziellen Ansprüche an die Umwelt ist dabei eine Grundvoraussetzung. Denn nur was man kennt, kann man auch schützen.