Um den Artenreichtum unserer Wildbienenfauna zu fördern, ist die Schaffung (besser wäre natürlich die Erhaltung) reich strukturierter Lebensräume eine wichtige Grundvoraussetzung. Einzelne Bienenarten haben nämlich oft sehr spezifische Anforderungen an ihren Lebensraum, benötigen ganz bestimmte Strukturen und Materialien für den Bau ihrer Nester und haben bisweilen auch besondere Vorlieben bei der Nahrungsaufnahme.

Sandbiene gräbt ein Nest in das Erdreich an einem Feldweg © Michael Rubinigg

Etwas mehr als die Hälfte der heimischen Bienenarten nistet in selbstgegrabenen, wenige Zentimeter bis zu einem Meter tiefen Gängen in schütter bewachsenem, mehr oder weniger stark verdichtetem Erdreich oder an Steilhängen. Zu dieser Gruppe gehören die Sand-, die Furchen- und die Schmalbienen. Etwa ein Viertel aller Bienenarten baut überhaupt keine Nester. Diese, als Kuckucksbienen oder Kuckuckshummeln bezeichneten Brutschmarotzer, legen ihre Eier in die Nester anderer Bienenarten. Ihre Nachkommen ernähren sich von den Vorräten, die ihre ungewollte Gastgeberin für sie bereitgestellt hat.

Nur etwa ein zwanzigstel aller heimischen Arten hat die Angewohnheit, Gänge in markhaltige Stängel (Rose, Brombeere, Königskerze, oder Holunder), oder in totes Holz zu nagen, um darin ihre Nester anzulegen. Dazu gehören etwa bestimmte Keulhorn-, oder Holzbienen. Etwas weniger als ein Fünftel der heimischen Bienenarten sucht für die Anlage der Nistplätze bereits vorhandene Hohlräume auf. Je nach Bienenart handelt es sich dabei um hohle Pflanzenstängel, Frassgänge und Spalten in Holzstümpfen, Spalten in Trockenmauern, (Lehm-)Mauern und Felsen, Risse in Holzpfosten, Erdlöcher und –gänge, hohle Baumstämme, oder kleine Felshöhlen.

Nest einer Blattschneiderbiene in einem morschen Holzstück © Michael Rubinigg

Wildbienenhotel © Michael Rubinigg

Zu dieser Gruppe gehören etwa die Honigbiene, alle Hummeln, sowie viele Mauer-, Mörtel- und Blattschneiderbienen. Diese Arten können in der Regel in Nisthilfen (den sogenannten Wildbienenhotels), in Hummelnistkästen, oder in Bienenstöcken angesiedelt werden. Als Baumaterialien für die Anlage der Nester werden körpereigene Sekrete, Fremdmaterialien, oder eine Kombination beider verwendet. Die meisten Bienenarten kleiden die Brutzellen an ihrer Innenseite mit wasserabweisenden Sekreten der im Brustabschnitt befindlichen Speicheldrüse bzw. der Hinterleibsdrüse aus.

Hummeln und Honigbienen verwenden für den Bau ihrer Brut- und Vorratszellen Wachs, das an Drüsen des Hinterleibes erzeugt und ausgeschieden wird. Wildbienen verwenden zum Auskleiden und Abtrennen der Brutzellen, zum Verschließen des Nistplatzes und für den Bau frei stehender Brutzellen hingegen eine breite Palette von Fremdmaterialien, die für die einzelnen Arten charakteristisch sind. Angefangen von Haaren, Laub- und Blütenblättern sowie dem Harz bestimmter Pflanzenarten, über Mark- und Holzpartikel bis hin zu Sand, Lehm oder Steinchen wird alles verwendet, was von den Bienen nur irgendwie zum Nest transportiert werden kann.

Mauerbiene beim Sammeln von Lehm für den Bau von Bruitzellen © Michael Rubinigg

Wildbiene beim Sammeln von Nektar an der Blüte einer Taubnessel © Michael Rubinigg

Was die Ernährung betrifft, ist etwa ein Drittel der heimischen Bienenarten oligolektisch. Das bedeutet, dass sie sich bei ihrer Ernährung auf Pflanzen bestimmter Familien, bisweilen auch bestimmter Gattungen spezialisiert haben. Etwa zwei Drittel aller Bienenarten, insbesonders die sozialen Arten, sind hingegen polylektisch. Das bedeutet, dass sie sich und ihre Nachkommen von einer Vielzahl unterschiedlicher Pflanzen ernähren. Wie blütenstet sich eine bestimmte Art verhält, ist nicht nur von der Spezialisierung auf bestimmte Pflanzengruppen abhängig sondern auch vom Nahrungsangebot und vom Sammelverhalten der einzelnen Art.

Die Erhaltung reich strukturierter Lebensräume kann den Artenreichtum von Wildbienen fördern und die Bestäubung von Nutzpflanzen verbessern.