Gliederung der Lebensabschnitte eines Obstbaume

1. Stammbildung

linear, ein Spross.

Keine Tätigkeit notwendig

2. Leitäste

Erste Verzweigungen stellen die zukünftige Leitäste dar. Flach genug binden oder spreizen, um keine Konkurrenz untereinander zu fördern.

3. Fruchtäste

Seitenverzweigungen der Leitäste bringen erste Früchte, vorerst Wachstum in die Krone anstreben!

4. Reife Gestalt

Mangelnder Neuaustrieb, durch stärkere Eingriffe über mehrere Saisonen evtl. Lebensverlängerung möglich.

5. Alter

Mangelnder Neuaustrieb, durch stärkere Eingriffe über mehrere Saisonen evtl. Lebensverlängerung möglich.

6. Greis

Ausbleibende Energiezufuhr aus dem Wurzelbereich führt zu Absterben von Ästen, büschelartiges „Aufbäumen“.

Keine Revitalisierung möglich

7. Absterben

Lineares Element (Stamm) überwiegt wieder.

Keine Revitalisierung möglich

Elemente der Fruchtäste

Blattknospen

Vor allem auf 1-jährigem Holz und neben Blütenbüscheln: Längliche, enganliegende, spitze Knospen.

Blütenknospen

Ab dem zweijährigen Holz und manchmal endständig, dick, gestaucht, auf Fruchtspießen, je Knospe 4-5 Blüten.

Fruchtkuchen

Verdickte Enden von Fruchtspießen mit Fruchtnarben und Beiknospen.

Abgetragenes Holz (Quirlholz)

Stark verästeltes Holz, meist nach unten weisend, Leitungsbahnen sind erschöpft, wenige schlecht versorgte Blütenknospen.

„Wassertriebe“

Einjähriges Holz, Blattknospen. Bei flacher, nach außen weisender Lage ungekürzt stehen lassen, wird ab dem 2. Jahr zu Fruchtholz. Bei Igelwuchs: 2 von 3 Trieben entfernen, schwächere stehen lassen.

Erziehungsschnitt

Förderung der Kronenausbildung, Fruchten vermeiden!

Erste Seitenäste stellen die zukünftigen kräftigen Leitäste dar. In alle Richtungen um den Mitteltrieb anordnen, Winkel zum Mitteltrieb 30° bis 45°- Spreizen oder Binden (Einwachsen vermeiden). Mitteltrieb und Leittriebe freistellen, bei schwachem Wuchs anschneiden und auf einen Austrieb reduzieren. Bodennährstoffe!

Nach- oder Umerziehungsschnitt

Dem erwachsenen Baum, der nie erzogen wurde, ein Gesicht zu geben bringt Struktur und spart Zeit in der Zukunft.

Beginn erste Verzweigung am Stamm festlegen, Leitäste bestimmen (3 bis 4), Stammverlängerung herausarbeiten. Im darauffolgenden Jahr Erhaltungsschnitt beginnen.

Erhaltungsschnitt

Rotation des Fruchtholzes, bei schwachwüchsigen Unterlagen jährlich, bei großkronigen alle 2 bis 3 Jahre.

Feststellen der Stamm- und Leitastverlängerungen. Krankes und abgetragenes Holz vorrangig entfernen, um den Überblick zu behalten. Von oben beginnend freistellen und die nächstunteren Astpartien unterordnen und auf Ersatzverlängerungen absetzen, dadurch Besonnung für tieferliegende Kronenteile fördern. Zonen der Kronenverdichtung auflösen. Je stärker der Austrieb im Vorjahr, desto später zur Blüte hin schneiden (Saft im Trieb= Energie). Achtung Feuerbrand (mehr als 48 Std. über 12°C)!

Revitalisierungsschnitt

Meist auf mehrere Jahre aufteilen, um Wurzel-Krone nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

 

Wo sind noch nennenswerte Jahresaustriebe? Diese durch Entfernen von altem Holz fördern, oft sind große Wunden (ab 10 cm) zu verstreichen (Leinölfarbe ohne Kunstharzanteil). Während des Sommers zeigt sich, ob der Wurzelstock noch leistungsfähig ist, im darauffolgenden Winter neue Austriebe formieren. Entfernen von zu viel Holz bewirkt ein Absterben von Wurzelteilen, Schwammgefahr. Mistelbefallene Äste möglichst  ganz entfernen, auf Leitästen oder Stamm mit lichtdichtem Material „blenden“. Achtung auf Einwachsen oder Staunässe- Schwammgefahr!

Desinfektion durch Erwärmen, Bypassscheren statt Ambossscheren,
Schnitt auf Astring, Schneidenteil auf der Seite des Stammes, Wundkallus ankratzen bis aufs Grüne regt Weiterwachsen des Kallus an.

Die Persönlichkeit des Baumes ist durch Unterlage und Sorte definiert und kann durch den Schnitt nur wenig beeinflusst werden, d.h. vor der Pflanzung müssen die Faktoren Boden, Wasser, Sonne, Klima, Unterlage,Obstart und –sorte mitbedacht werden. Schnitt fördert aber die Gesundheit (Langlebigkeit, Schädlingsfreiheit) und die Nachkommen (=Obst).

Wuchsgesetze

Spitzenförderung

Oberste Knospe wird am besten versorgt, unterdrückt durch Terminalhormon schlafende Augen am Austreiben.

Trieblage

Senkrechte und obere Triebe werden bevorzugt.

Oberseitenförderung

Starkes Herunterbiegen bringt Reitertriebe.

Assimilationsfläche

Viele Blattknospen bringen starkes Wachstum.

Anschnittlänge
  • Starker Anschnitt > wenige Augen treiben stark durch
  • schwacher Anschnitt > Blütenbildung
Fruchtbelastung

Viel Frucht bremst das Wachstum, stark garniertes Fruchtholz kann ohne Gefahr des Durchtreibens angeschnitten werden.

Ziele

  1. Wuchsförderung (Kronenentwicklung und Neuaustrieb
  2. Blühförderung (ist natürliche Folge eines gesunden, erwachsenen Baums)
  3. Baum im Gleichgewicht halten (Wurzel und Krone)
  4. Nährstoffversorgung für Wuchs und Frucht (Bodenprobe!)
  5. Persönlichkeit des Baumes erhalten (naturgemäße Kronenform)
  6. Schädlingsfreiheit durch Schnitt (Symptome erkennen lernen)
  7. Fruchtertrag und anderen Nutzen